Eschweger „Tunes of Wind“-Musikerinnen und Musiker erneut bei Orchesterfestival in Göteborg dabei
Auch 2025 war es wieder soweit: Junge Musikerinnen und Musiker des Oberstufengymnasiums Eschwege – vor allem aus dem Schulorchester „Tunes of Wind“ – machten sich vom 13. bis 19. Juni zum vierten Mal auf den Weg ins schwedische Göteborg, um am internationalen Musikcamp „Side by Side“ teilzunehmen – einem der größten Jugendmusikfestivals Europas, veranstaltet von den Göteborger Symphonikern.
Die OG-Schülerinnen und -Schüler machten sich gemeinsam mit Lehrkraft und Orchesterleiterin Anke Salzburger sowie dem ehemaligen Orchestermitglied David Bücker über Göttingen auf den Weg zum Frankfurter Flughafen, von wo es direkt in die schwedische Küstenstadt ging.
In Göteborg angekommen, hieß es zunächst: Festival-Check-In im Konzerthaus, T-Shirt und Stofftasche abholen – und dann erst einmal Matratzenlager einrichten. Anders als in den Vorjahren zwar nicht mehr in einer Schulturnhalle, dafür aber in einem separaten Klassenraum, der wie gewohnt mit viel Improvisationstalent in eine wohnliche Basisstation verwandelt wurde.
Nach einem ersten Stadtrundgang am Ankunftsabend wurde es bereits am nächsten Morgen turbulent: Mit dem Ocean-Bus, einem Amphibienfahrzeug für Stadtrundfahrten, ging es nicht nur vorbei an den wichtigsten Gebäuden der Stadt, sondern auch auf dem Wasser durch das große Hafengelände. Direkt danach ging es dann in die ersten Proben der perfekt – im wahrsten Sinne des Wortes – durchorchestrierten Workshops für die Musizierenden: Die Bläser und Streicher arbeiteten im Upper Intermediate Orchestra, der Schlagzeuger Jakob im Wind & Strings Orchestra.
Gleich in der ersten Tuttiprobe am Sonntag zeigte sich, wie schnell aus vielen Einzelnen ein gemeinsamer Klang entstehen kann. Florian zeigte sich vom Probenauftakt angetan: „Man merkt die Fortschritte, da bekommt man Lust auf mehr.“ Zwischen intensiven Proben blieb Raum für Austausch, für Entdeckungen – und natürlich für kulinarische Highlights. „Das Essen war wirklich gut, und mein Saxophonunterricht auch“, berichtete Larissa mit einem Lächeln. Visuelle Motivation gab’s ebenfalls: Marlen freute sich über die inspirierenden Bilder des Dirigenten Ron Alvarez zur Musik – inklusive Nutella, Wassermelone und Mango. Und Luca durfte in seiner Blechbläserprobe sogar einmal selbst den Dirigierstab schwingen.
Der Montag stand dann erstmals unter dem Vorzeichen der ganz großen Kulissen: Nach den Proben mit mehreren hundert Mitmusizierenden aus aller Welt und einem Mittags-Dessert in Form einer Riesenkanelbulle (Zimtschnecke) ging es für die Eschweger Reisegruppe erstmals ins Scandinavium – eigentlich eine Eishockey-Arena, die aber auch schon einmal den Eurovision Song Contest beherbergte. Hier wurde das erste Mal in der späteren Location für das Abschlusskonzert geprobt. Damit auch die Göteborger Stadtöffentlichkeit mitbekommt, was die ganzen Jugendlichen in violetten T-Shirts eigentlich die ganze Woche über machen, gab es am Nachmittag zudem ein Pop-Up-Konzert auf dem zentralen Götaplatz.
Danach wurde es rasant: Im Freizeitpark Liseberg testete die Gruppe die Achterbahnen – eine Anlage, die man sich ungefähr so vorstellen kann, als hätte man die Holzachterbahn des Heide-Parks an den Hängen des Eschweger Leuchtbergs errichtet. „Kaum Wartezeiten an den Fahrgeschäften“, notierte Timon – ein echtes außermusikalisches Highlight und zugleich praktische Vorbereitung auf das noch anstehende Johannisfest.
Der Dienstag war Höhepunkt und emotionaler Schlusspunkt zugleich: Am Nachmittag spielten alle fünf Festival-Orchester gemeinsam mit vier Chören (insgesamt rund 2.000 Musizierende) im riesigen Scandinavium, dessen Haupttribüne mit rund 4.000 Zuschauern restlos besetzt war. Die Eschweger präsentierten mit ihren Ensembles unter anderem Brahms‘ berühmten Ungarischen Tanz Nr. 5 oder das noch recht neue, perfekt als Filmmusik dienende „Gravitas“ von Soon Hee Newbold. Besonders emotional wurde es dank tausender Handylichter bei „Sida vid Sida“ – der schwedischen Version von Coldplays „Fix you“. Am Abend gestaltete Perkussionist Jakob mit seinem Wind & Strings Orchestra dann noch ein separates Abschlusskonzert im großen Göteborger Konzerthaus – für viele ein musikalischer Höhepunkt und gelungener Abschluss. Jakob strahlte: „Beste Performance, alle Einsätze gekriegt.“
Ein absoluter musikalischer Leckerbissen erwartete die hessische Reisegruppe aber noch am Mittwochabend. Doch vorher galt es, die schwedische Natur und die gesamte Küstenregion kennenzulernen und zu genießen. Erst mit der Tram und dann mit der Fähre ging es ganz unkompliziert hinaus auf die Schären – nach einem Zwischenstopp auf der kleinen, verträumten Insel Asperö ging es auf das nächste Eiland, dessen charakteristische rote Häuser einmal mehr Erinnerungen an die Geschichten von Astrid Lindgren weckten. Auf Bränno gab es schließlich eine gemeinschaftliche Stärkung – egal ob Krabbenbrötchen oder Burger, alle waren bestens gerüstet für das Festival-Abschlusskonzert. Die OG-Schülerinnen und -Schüler waren hierbei zwar nicht mehr aktiv musikalisch beteiligt, aber gefesselt von der Qualität der Orchester und Chöre im Göteborger Konzerthaus. Die fortgeschrittenen Projektgruppen gestalteten einen äußerst kurzweiligen Abend auf Profi-Niveau gemeinsam mit den gastgebenden Philharmonikern. Egal ob Mozarts „Lacrimosa“ aus dem Requiem oder der „Jurassic Park“-Soundtrack von John Williams – man kam kaum aus dem Staunen heraus. „Gänsehaut pur“, so das gemeinschaftliche Fazit.
Am Donnerstag ging es müde, aber erfüllt zurück nach Deutschland. Die Rückmeldungen der Jugendlichen zeigen: Das Festival war mehr als nur Musik. Es ging um Gemeinschaft, neue Perspektiven und persönliche Weiterentwicklung. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte Luca, „vermutlich war es mein letztes Mal hier – aber es war wunderschön.“
Trotz der ausbaufähigen Frühstücksauswahl und knapper Duschzeiten war es vor allem der spontane Austausch mit internationalen Musikerinnen und Musikern, der die Begeisterung für das Gesamtprojekt Tag für Tag erneut weckte. Besonders positiv fiel die Atmosphäre in Göteborg selbst auf: freundliche Menschen, eindrucksvolle Landschaft, starke Kontraste zur deutschen Alltagsrealität.
Trotz der vergleichsweise geringen Teilnahmegebühren vor Ort bleibt eine solche Reise mit erheblichem organisatorischem und finanziellem Aufwand verbunden. Ermöglicht wurde diese besondere Reise nur dank großzügiger Unterstützung: Ein großer Dank geht an die Fördervereine der Friedrich-Wilhelm-Schule und des Oberstufengymnasiums Eschwege sowie an den Lions-Club Eschwege und den Lions-Club Werratal, ohne deren Engagement und Förderung eine solche Erfahrung nicht denkbar gewesen wäre.
(David Bücker)