Traditionelles Sommerkonzert der Eschweger Gymnasien läutet Sommerferien ein

Eschwege. Wenn draußen die Hitze flirrt und das Schuljahr seinem Ende entgegenatmet, wird in der Eschweger Stadthalle traditionell eine virtuose Reise aus jugendlicher Leidenschaft und musikalischer Exzellenz zelebriert. Mittwochabend verwandelte sich der Saal trotz tropischer Temperaturen in ein klangvolles Fest, als das traditionelle Sommerkonzert der Friedrich-Wilhelm-Schule und des Oberstufengymnasiums seine Türen öffnete.

Drei Chöre, zwei Orchester und zahlreiche Talente: Was die jungen Musiker unter Leitung von Anke Salzburger und Andreas Worm auf die Bühne brachten, war weit mehr als schulisches Pflichtprogramm. Mit klaren Stimmen, raumfüllender Imposanz und orchestraler Wucht ließen sie die Grenzen des Musikunterrichts hinter sich, berührten, begeisterten und zeigten, dass musikalisches Können kein Alter kennt – wohl aber Leidenschaft und eine Portion Mut. Für die jungen Musiker bieten die Konzerte die erste Chance, Erfahrung auf der großen Bühne zu sammeln und über sich hinauszuwachsen. Das Konzert bestach als emotionale Achterbahnfahrt mit Melancholie zum Sinnieren sowie purer Euphorie.

Den Auftakt feierte das junge Vororchester mit einer musikalischen Reise quer durch angloamerikanische Klanglandschaften. Mit „O Susanna“ eröffnete es schwungvoll – eine tänzelnde Hommage an die Wurzeln des amerikanischen Folk, bevor bei „Red River Valley“ ein Hauch von Wehmut mitschwang, ein leiser Abschiedston aus den Weiten des Wilden Westens. Stimmungsvoll geriet die Interpretation der alten englischen Ballade „Scarborough Fair“, deren mystische Aura von den zarten Holzbläsern entfaltet wurde. Das große Blasorchester Tunes of Wind knüpfte an die heitere Atmosphäre an – jedoch mit der Souveränität eines Ensembles, das sich dem orchestralen Crossover verschrieben hat. Beim Gospel ‚Just a Closer Walk With Thee‘ ließen es einen swingenden New-Orleans-Charme gepaart mit afroamerikanischer Spiritualität aufleben, bevor das Medley „Meet the Beatles“ mit einer Prise Nostalgie die Herzen erwärmte. Wer genau hinhörte, reiste im Wechsel der Tempi und Harmonien zwischen „Let it Be“ und „Hey Jude“. Ein Taylor-Swift-Medley beeindruckte als Statement jugendlicher Popkultur in orchestraler Verpackung, während das „Captain Marvel Intro“ cineastisch die Ausdrucksstärke und klangliche Disziplin des Orchesters bewies.

Modern und stilsicher präsentierte sich der Chor I, der mit „Following the Sun“ einen träumerischen Auftakt wagte, um bei „One Kiss“ mit einem kraftvollen Kontrast einzuschlagen, wobei die jungen Stimmen präzise auf dem pulsierenden Beat flogen. Die spontane Zugabe „Freed from Desire“ ließ schließlich keinen Zweifel daran, dass hier nicht nur sauber gesungen, sondern auch mitreißend gefeiert werden kann. Zart, aber eindringlich glänzte der Chor des Jahrgangs 7 bei „Scars To Your Beautiful“: Ein Balanceact zwischen Sanftmut und Empowerment, den die jungen Sänger mit berührender Tiefe meisterten, während sie erstaunliche Reife durch die melancholische Rückschau in „The One That Got Away“ verkörperten: Ein feinfühliger Moment des Innehaltens inmitten der sommerlichen Klangfülle, die Sophia Dubenhorst und Nora Steinfeld als virtuose Solistinnen verkörperten. Künstlerisch wagemutig und klanglich raffiniert präsentierte sich der große Chor II: Mit „The Emptiness Machine“ betrat er experimentelles Terrain, das mit komplexer Harmonik forderte – und überzeugte. Im anschließenden „Madsen Medley“ zeigte der Chor kraftvoll und pointiert seine rockige Seite, während „Like a Prayer“ als ikonischer Gospel-Pop als ein Highlight des Abends glänzte.

So verband sich in diesem Konzert Tradition mit jugendlichem Esprit und emotionaler Dynamik. Es machte deutlich, wie musikalische Bildung und eine lebendige Schulgemeinschaft gelebt wird.

Text und Fotos von Lorenz Schöggl

 

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OG Eschwege