Verschlafene Gesichter am Eschweger Bahnhof und trotzdem herrscht eine gespannte, aber auch interessierte Aufregung.
Auf dem Weg zur Justizvollzugsanstalt Kassel II versucht sich jeder vorzustellen, wie es wohl wird. Der äußere Anblick des Gebäudes passt zur allgemeinen Vorstellung; älteres, tristes Backsteingebäude unter einem grauen wolkenverhangenen Himmel.
Weiter geht es zur Personenkontrolle mit der Einbehaltung der Personalausweise, auch unsere Handys und Wertsachen müssen wir abgeben. Die Justizvollzugsbeamten wirken etwas einschüchternd, vor allem wegen der Uniformen.
Bis die Sicherheitskontrolle bei allen abgeschlossen ist, warten wir in einem Warteraum für die Besuchenden, schon hier macht sich ein allgemeines Unbehagen breit und die Gespräche werden plötzlich gedämpft. Dort werden wir abgeholt und erhalten eine allgemeine Informationsrunde vom Anstaltsleiter.
Daraufhin werden wir in zwei Gruppen eingeteilt und durch das Gebäude geführt, dabei werden uns beispielsweise die Besucherräume, aber auch eine Zelle gezeigt.
Auch von innen wirkt das Gebäude alt, die Farbe der Geländer blättert ab, die Treppen sind durchgelaufen. Aufgrund des Alters der Justizvollzugsanstalt laufen aktuell Renovierungsarbeiten, allerdings birgt das ein hohes Sicherheitsrisiko, besonders wegen des laufenden Betriebs.
Während des Aufenthalts und der Besichtigung des Zellentraktes treffen wir auch auf einige Inhaftierte, das löst bei vielen ein mulmiges Gefühl aus.
Um das Erlebte besser einordnen zu können, gibt es noch ein Abschlussgespräch, bei dem wir unsere Eindrücke sammeln und besprechen.
Abschließend erhalten wir unsere Wertsachen zurück und treten durch die Tür, wieder in die Freiheit. Dieses Gefühl der Freiheit lernt man plötzlich zu schätzen.
Die Stimmung hellt sich auf, als wir die Personalausweise von Frau Ceh zurückerhielten, denn nicht alle sehen heute noch so aus wie auf dem Foto.
Dass der Besuch einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, merkt man bereits auf dem Weg zurück zum Bahnhof und nach Eschwege; es ist bei allen Diskussionsthema Nummer eins.
Fiona Schott
(Symbolbild erstellt mit DALL-E 2)