Am 9. November 2023 stellte der Autor und Literaturvermittler Dr. Martin Beyer seinen Roman „Und ich war da“ (Ullstein, Berlin 2019) in einer Lesung vor. In diesem Roman lernen wir den Protagonisten August Unterseher und seine Lebensgeschichte kennen: Unterseher wuchs während der NS-Zeit auf und erzählt rückblickend von entscheidenden Momenten in seinem Leben, die seinen Lebensweg und die Entwicklung seiner Persönlichkeit nachhaltig beeinflussten. Diese Momente bezeichnet er als „Schwellen und Weichen“. Auch wir Schüler*innen stehen oder werden an solchen Wendepunkten in unserem Leben stehen, an denen wir innere und äußere Stimmen abwägen müssen, um moralisch vertretbare Entscheidungen zu treffen. August Unterseher findet sich immer wieder an solchen entscheidenden Punkten in seinem Leben, die Mut und innere Stärke erfordern, die er zum Teil nicht aufbringen kann. Der Roman thematisiert auch, wie man damit umgeht, wenn man im Rückblick erkennt, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, die einen emotional nicht mehr loslässt. Dr. Martin Beyer entführte uns in eine emotionale Reise in die Gedankenwelt des Protagonisten, der erst spät in seinem Leben sein Schweigen bricht und von seinen Erfahrungen im Dritten Reich zu erzählen vermag (vgl. Klappentext des Romans).
Besonders spannend waren auch die Einblicke in den Schreibprozess des Autors. Seine ehemalige Wohnung, die sich in einem ehemaligen Henkershaus in Bamberg befand, inspirierte ihn zu einer Recherche über die Geschichte des Gebäudes und des bekanntesten Scharfrichters. Daraus entstand die literarische Ausgestaltung der Figur und des Protagonisten des Romans. Im anschließenden Gespräch stellten wir Fragen zum Roman und zum kreativen Schreiben. Dr. Martin Beyer, der auch als Dozent Kurse für kreatives Schreiben anbietet, gab uns konkrete Tipps, um Ideen für Geschichten auf Papier zu bringen. Er verwies dabei zum Beispiel auf das Literaturforum und den Schreibwettbewerb „Ohne Punkt und Komma“.
Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Martin Beyer für die Lesung und insbesondere bei Professor Dr. Michael Korenkov, dem Präsidenten des Lions Clubs Eschwege, der die Lesung organisiert und ermöglicht hat.