Das Oberstufengymnasium feiert sein 50-jähriges Bestehen

Mit einem fröhlichen Schulfest  in entspannter Atmosphäre feierte das Oberstufengymnasium am 15. Juli 2023 sein 50-jähriges Schuljubiläum. „Wir waren begeistert von der Art, mit der die Schulgemeinde 50 Jahre OG mit uns feierte. Wir sind dankbar für die vielen Begegnungsmöglichkeiten mit Ehemaligen und Jetzigen, die das Fest bot, und werden diesen 15. Juli 2023 in bester Erinnerung behalten“ – so die Reaktion von Besuchern.

 Die Projektwoche

Vorangegangen war eine Projektwoche, in der sich die Schülerinnen und Schüler in jahrgangsübergreifenden Gruppen mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung beschäftigten. Den Schülerinnen und Schülern gefiel es, kreativ und ohne Zeitdruck an interessanten und relevanten Themen arbeiten zu können oder sich handwerklich zu betätigen.

 Die Gruppe „Leben und Arbeiten 2035“ beschäftigte sich damit, den Werra-Meißner-Kreis für Jugendliche attraktiver zu gestalten. Sie entwickelten z.B. Ideen für eine Mitfahr-App oder einen Instagram-Account mit Informationen über Freizeitangebote und interviewten zwei Bürgermeister zur Zukunftsfähigkeit des Kreises.

„Nachhaltig leben im Werra-Meißner-Kreis“ – wie geht das?  Eine weitere Gruppe informierte sich im  tegut…Saisongarten  im „Hof Morgensonne“  in Niederhone über regionale und saisonale Landwirtschaft. Die Gruppe wanderte vom OG zum Betrieb von Landwirtschaftsmeisterin Ann-Kathrin Schmidt und bekam dort detaillierte Einblicke in nachhaltige Landwirtschaft.  Die Gruppe kochte Kirsch-Marmelade ein und stellte Seife her. Beide Produkte wurden beim Schulfest angeboten.

Die Gruppe „Mobilität nachhaltig gestalten durch erneuerbare Energien“ baute ein Solarmodell und ließ sich bei einem Besuch der Stadtwerke Eschwege über Energieerzeugung durch Wasserkraft informieren. Beim Schulfest stellte die Gruppe Funktionsweise und Aufbau von Windrädern vor, um  die Besucher von den Möglichkeiten der erneuerbaren Energien zu überzeugen. Außerdem bot die Gruppe einen Fahrradparcours an.

Um die „Nachhaltige Weiterentwicklung des Schulhofs & des Schulgebäudes“ voranzutreiben, baute eine weitere Gruppe Beschilderungen und Wegweiser für Blumenbeete, stellte nachhaltige Tischdekoration aus upgecycelten Dosen her,  zimmerte  Insektenhotels und Nistkästen und stellte Samentütchen zusammen.  Mit großem Einsatz wurde ein kleines Feucht-Biotop geschaffen, das beim Schulfest den Besucherinnen und Besuchern stolz präsentiert wurde.

Die Gruppe „Nachhaltiger wohnen und bauen“ besorgte sich Möbel aus dem Gebrauchtwarenzentrum Eschwege, schliff sie ab und strich sie neu an.  Außerdem wurden vier stabile Tischbänke gebaut, die um den Teich platziert wurden und nun als  „grünes Klassenzimmer“ genutzt werden können.

Um „Nachhaltiges Theater“ ging es einer weiteren Projektgruppe. Die Schülerinnen und Schüler schrieben eigene kleine Theaterstücke zu alltäglichen Herausforderungen und brachten ihre Stücke während des Schulfests zur Aufführung.

Die Gruppe „21century skills – Die Schule der Zukunft“ beschäftigte sich mit der Frage, wie man die Schule zukunftsfähig verändern kann. Dafür besuchte die Gruppe zwei Schulen mit innovativen Ansätzen und entwickelte Ideen zur Weiterentwicklung der Stundenpläne, zu einer besseren  Raumaufteilung oder zur Förderung guter Schülerinnen und Schüler.

Die Gruppe „Historische Wurzeln aktueller Konflikte – Deutschlands koloniale Vergangenheit“ besuchte die ehemalige Kolonialschule in Witzenhausen und präsentierte beim Schulfest ein Erklärvideo  zu den „Völkerschauen“ des 19. Jahrhunderts sowie Info-Plakate zu einem Justizmord in der ehemaligen deutschen Kolonie Kamerun. Auch aktuelle Debatten um Straßenumbenennungen wurden vorgestellt.

Eine Schlauchboot-Tour auf der Werra unternahm  die Gruppe „Elixir of life! Klangfarben und Farbklänge des Wassers“. Die Schülerinnen und Schüler nahmen Naturgeräusche auf und verdichteten sie zu einer Klangcollage. Die visuellen Eindrücke wurden als Actionmalerei im Stil von  Jackson Pollock künstlerisch zu Papier gebracht. Das Ergebnis war eine eindrucksvolle Bild-Klangcollage, die die sensibel wahrgenommenen Natureindrücke spiegelte und verdichtete.

Die Gruppe OG-Wetterstation baute mit Hilfe des schuleigenen 3D-Druckers und von Einplatinenrechnern eine kleine Wetterstation auf, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Helligkeit misst. Die Wetterdaten können auf der Website OG goes green abgerufen werden.

Unter dem Motto „Der Zukunft verpflichtet – Integration nachhaltig gestalten“  veranstaltete eine Gruppe ein Benefizturnier für Inklusion und Integration. Das Zwei-Felder-Ball-Turnier mit über 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten erspielte Spenden- und Sponsorengelder für eine gute Sache. Das Gewinnerteam durfte jeweils entscheiden, welche Organisation unterstützt werden sollte.

Für ihre Ideen zur nachhaltigen Schulhofgestaltung belegte die Projektgruppe um Theresa Meyfarth, Dr. Kerstin Walther-Hellwig und Thorsten Wolff den 2. Platz des diesjährigen Umweltschutzpreis des Werra-Meißner-Kreises. Herzlichen Glückwunsch! 

Das Schulfest

Ab 14 Uhr erwartete die Besucher auf dem festlich geschmückten Schulhof und im Inneren des Schulgebäudes ein buntes Programm. Den Auftakt bildete die Bläsergruppe „Tunes of Wind“. Anschließend konnte man durchs Schulgebäude schlendern, mit ehemaligen und jetzigen Schülern ins Gespräch kommen und die Ergebnisse der Projektwoche kennenlernen.

Besonders beliebt waren die Mitmachangebote:  Im Kunstbereich konnte man von Schülern selbst angefertigte Linolschnitte mit OG-Motiven drucken, seine Geschicklichkeit auf dem Fahrrad trainieren, Perlen zu kleinen Armbändern auffädeln  oder sich an der Foto-Box mit Freunden fotografieren lassen. Auch in den Räumen der verschiedenen  Projektgruppen wurden die Besucherinnen und Besucher durch Befragungen oder Abgabe von Statements mit einbezogen.

Auf dem Schulhof wurden kühle Getränke ausgeschenkt, Eiscreme oder verschiedene Speisen angeboten und Merchandising-Artikel mit OG-Logo von der Schülervertretung verkauft. Auch die Führungen durch das Gebäude wurden gut angenommen. Im Stillarbeitsbereich wurde ein leckeres Kuchenbüffet angeboten. Später am Abend wurde der Bereich zur Disco umgestaltet, in der zwei DJs, ebenfalls Ehemalige des OG, bis spät in die Nacht hinein auflegten. Die Schüler waren begeistert – so konnten sie ihre Schule  „mal ganz anders“ erleben!

Die Talk-Show

Höhepunkt des Schulfests war eine Gesprächsrunde mit sieben ehemaligen Schülerinnen und Schülern, die Anekdoten aus ihrer Schulzeit erzählten, ihren beruflichen Werdegang schilderten und Ideen zum Thema des Schulfestes „Bildung für nachhaltige Entwicklung – Wege in die Zukunft gestalten“ beisteuerten.

 Da war z.B. Julius Nennewitz, der in seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Niederdünzebach nachhaltige Agroforst-Systeme entwickelt und damit, wie er sagt, „etwas Gutes für die Welt machen“ will. Er berichtete, dass in der Landwirtschaft der Klimawandel spürbar sei. Doch gerade in der Landwirtschaft könne man was bewegen, denn dort sei der Weg von der Idee zur praktischen Umsetzung kurz und einfach. Er erklärte,  wie zwischen die Kulturen gepflanzte Bäume dabei helfen können, die jungen Pflanzen vor Hitze zu schützen und Kohlenstoffdioxid zu binden.

Der Astrophysiker Sascha Quanz berichtete, dass das Kurssystem am OG ihm den nötigen Freiraum eröffnet habe, Verantwortung für die eigenen Lernwege zu übernehmen und  Arbeitsweisen des Studiums kennenzulernen. Eine ganz wichtige Aufgabe der Schule sei es, die Schüler zu ermutigen, „groß zu denken“ und deren Träume zu unterstützen. Das habe er am OG erfahren.  Schon in der Abi-Zeitung habe er den Wunsch geäußert, Astronaut zu werden. Das klappte dann zwar nicht, aber der Astrophysik ist er treu geblieben.

Christian Mihr, Journalist und Geschäftsführer von „Reporter ohne Grenzen“ erzählte, dass er im Geschichtsunterricht gelernt habe, welche Kraft Bewegungen entfalten können. Das inspiriere ihn bis heute.  Auch die Fahrt zur documenta in Kassel blieb ihm in guter Erinnerung. Sie habe ihm neue Zugänge zur Kunst und zu sich selbst eröffnet.  An den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN kritisierte er, dass es sich dabei nur um „schöne Visionen“ ohne „Durchsetzungsmechanismus“ handele. Er befürchtet, dass diese Ziele wirkungslos bleiben.

Tobias Alsleben, Rechtsberater für Flüchtlinge und Experte für internationale Beziehungen,  berichtete, dass man sich „durchaus ernst genommen“ fühlte am OG. Er mahnte, dass Europa mehr Verantwortung für den Schutz von Flüchtlingen übernehmen müsse – schließlich seien es ja die Industriestaaten, die Hauptverursacher des Klimawandels seien und damit zur Flucht vieler Menschen beitragen. Als die Talkrunde  gefragt wurde: „Was tut ihr wirklich für die Nachhaltigkeit – oder ist alles nur greenwashing?“ räumte er ein, dass die Menschen in Europa aufgrund systemischer Zwänge nicht wirklich nachhaltig leben können.

Alexander Heppe, Bürgermeister Eschweges, wies dagegen darauf hin, dass die Stadt die Wärmeplanung bereits auf den Weg gebracht habe  und so Planungssicherheit für die Bürger schaffe.

Als weiterer Gast aus der Politik war Landrätin Nicole Rathgeber in der Talk-Runde mit dabei.  Sie erinnerte sich gerne an ihre Schulzeit am OG. Dort seien Freundschaften fürs Leben geknüpft worden.  Das politische Engagement war nicht von Anfang an ihr Ziel und Berufswunsch. Doch als sie „erst mal raus“ gegangen und wieder zurückgekommen war, habe sie sich in ihrer Heimat politisch einbringen wollen.

Désirée Derin-Holzapfel, Unternehmerin und Vizepräsidentin der IHK Kassel-Marburg, erinnerte sich an die Umbruchszeit 1989/90 als an eine „unglaublich bewegende Zeit“.  Sie freute sich, dass in Deutschland Mädchen alle Bildungsmöglichkeiten und Karrieren offen stehen, bedauerte jedoch, dass immer noch nur wenige Mädchen sich für die MINT-Fächer begeistern ließen und deswegen auch in den Führungspositionen großer Unternehmen unterrepräsentiert sind.  Dem konnte Sascha Quanz nur zustimmen, der anmerkte, dass schon in den Kindergärten oft geschlechtsspezifische Angebote gemacht werden.

Die angeregte Gesprächsrunde, die von Tobias Stück, dem Redaktionsleiter der Werra.-Rundschau moderiert wurde,  zeigte in eindrücklicher Weise, dass den Schülerinnen und Schülern des Oberstufengymnasiums alle Wege offen stehen – und das seit 50 Jahren!

Titelfoto: (c) L. Schöggl, WR

Presse: WR: 

„Talkshow mit Ehemaligen des Oberstufengymnasiums“, 17. Juli 2023, verfasst von L. Schöggl

„6028 Schüler am Oberstufengymnasium in 50 Jahren“, 17. Juli 2023, L. Schöggl 

Weitere Einblicke in unser Schulfest und in die Jubiläumswoche finden sich hier: Instagram-Account OG goes green, Webseite OG goes green , 50 Jahre OG – Jubiläumsseite

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OG Eschwege