#Ehemalige berichten – Ein Herzensprojekt in Bénin

Meine Begeisterung für die afrikanische Kultur, meine Liebe zu Kindern und mein Ehrgeiz dort zu helfen, wo meine Hilfe wirklich ankommt, verschlugen mich 2018 nach dem Abitur in eines der ärmsten Länder der Welt: Bénin. Hier arbeite ich nun seit bereits 1,5 Jahren im Rahmen eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes von weltwärts.

Meine Entsendeorganisation ist die Kinderhilfe Westafrika e.V., ein christlicher Verein, der sich für benachteiligte und bedürftige Menschen in Westafrika einsetzt. Ihre Projekte umfassen Waisenhäuser, Kindergärten, Schulen, Ausbildungszentren, Mikrokredit-Programme und Gesundheitsprävention. Das übergeordnete Ziel hierbei ist es, Kinder und Jugendliche persönlich zu fördern und ihnen eine Grundlage für eine gute Zukunft zu geben.

Mein Arbeitsplatz und zugleich Wohnort ist das Waisenhaus «ONG Les Chants des oiseaux de Pobè », welches in Pobè, Hauptstadt der Region Plateau im Süden Bénins an der Grenze zu Nigeria, liegt.

Der Alltag meiner Mitfreiwilligen und mir dreht sich rund um unsere 25 Waisenkinder: Eine unserer wichtigsten Aufgaben bezieht sich auf die Schule der Kinder. Hierbei liegt unser Hauptfokus darauf, den Kindern der unteren Klassen das Lesen und Schreiben beizubringen. Nach einigen Monaten der Einarbeitung haben wir ein System ausgeklügelt und etabliert, welches sich wirklich bewährt. Zu Beginn hatten wir nämlich das große Problem, dass uns die Kids nicht zugehört und nicht respektiert haben. Schnell kamen wir auf die Idee, eine Strichliste an der Tafel einzuführen, bei der man mit richtigen Antworten grüne Striche hinter seinem Namen sammeln kann (bei Unaufmerksamkeit bzw. Stören gibt es rote Striche). Das funktioniert auch mittlerweile noch richtig gut und die Kids arbeiten motiviert mit und sind mit viel Freude dabei. Aufgrund des unterschiedlichen Lernniveaus der Kinder haben wir sie in mehrere Gruppen aufgeteilt, die wir abwechselnd unterrichten. Dies ermöglicht zum einen ein stressfreieres Arbeiten aufgrund kleinerer Gruppen und zum anderen werden die Kinder ihrem Niveau entsprechend individuell auch besser gefördert. Eine andere Komponente in der Arbeit mit den Kindern liegt in der Freizeitbeschäftigung, welche sich meist auf ein ausgewogenes Wochenendprogramm beläuft. Oft organisieren wir Bastelaktionen, malen viel mit Wasserfarben, drucken Ausmalbilder für alle aus und an Ostern haben wir sogar Ostereier bemalt. Auch diverse Kartenspiele, Ballspiele und Tanzpartys dürfen nicht fehlen. Zudem bereiten wir in der Küche regelmäßig mit den Kids deutsche Spezialitäten zu, darunter Pfannkuchen, Berliner, Stockbrot und Schokopudding.

Unser Zahnputzprojekt liegt inzwischen ein Jahr zurück, seine Nachwirkungen sind jedoch noch ganz groß. Damals im Februar 2019 zeigten wir den Kindern, wie man richtig Zähne putzt, was wir anhand eines selbstgebastelten überdimensionalen Gebisses inklusive Zahnbürste demonstrierten. Darüber hinaus redeten wir mit ihnen darüber, warum es wichtig ist, sich die Zähne zu putzen und klärten über die Folgen von Karies auf. Seitdem führen wir auch wöchentlich die Putzkontrolle durch. Hierbei betrachten wir den Zustand der Zahnbürsten und schauen mit jedem Kind zusammen im Spiegel die Zähne an und sagen, an welchen Stellen noch besser geputzt werden muss. Das Ergebnis wird auf einer Liste festgehalten, damit die Kinder jede Woche motiviert zum Putzen sind. Seit dem Durchführen dieser regelmäßigen Kontrolle konnten wir beobachten, dass das allgemeine Zahnbild der Kinder deutlich besser geworden ist und selbst alte Beläge vollständig weggeputzt werden konnten. Somit sehen wir das Zahnputzprojekt als einen unserer größten Erfolge an, da es durch die Putzkontrollen von unglaublicher Nachhaltigkeit zeugt und die Kinder mittlerweile alle gesunde Zähne haben.

Neben dem Zahnputzprojekt konnten wir auch einige andere Projekte umsetzten. Durch Spendengelder haben wir die Finanzierung des Baus von neuen externen Duschen für die Kinder ermöglicht sowie den Kauf neuer Moskitonetze für alle Betten. Außerdem haben wir uns um eine SolarKit-Spende von abiola gekümmert. Nach 12 Monaten ohne Strom haben wir nun wieder eine gute Beleuchtung und können unsere Handys hier laden.

Ein weiteres Projekt ist unser Briefwechsel-Projekt mit deutschen und béninischen Schulen. Als wir herausfanden, dass bei uns im Collège Deutsch unterrichtet wird, dachten wir, dass es wahnsinnig aufregend wäre, wenn die Schüler*innen von hier jeweils eine/n Briefpartner*in in Deutschland hätten. Also organisierten wir diesen Briefwechsel, der ca. 200 deutsche und béninische Schüler*innen von insgesamt 8 verschiedenen Schulen umfasst. Das Projekt läuft und die deutschen Schüler*innen haben bereits auf die ersten Briefe der Béniner*innen geantwortet.

Bevor ich in dieser anderen Welt ankam, wo man Wäsche mit der Hand wäscht, Wasser auf dem Kopf trägt und Gottesdienste sehr laut und lebendig mit viel Tanz und Gesang gefeiert werden, hätte ich nie gedacht, dass Dankbarkeit so groß sein kann, dass mir das Strahlen eines Kindes für den restlichen Tag ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann, dass ein Projekt zu einem Herzensprojekt wird. 

KOMMUNIKATION – WIE LÄUFT DAS HIER?

Die Amtssprache Bénins ist Französisch, welches daher auch der Großteil der Bevölkerung beherrscht. Lediglich der Teil der Bevölkerung, der keine Schulbildung erhalten hat, weist keine guten bis gar keine Französischkenntnisse auf. Das bemerken wir im Alltag immer dann, wenn wir für Einkäufe auf den Markt gehen oder andere Besorgungen in der Stadt machen müssen. Die Frauen der Verkaufsstände verstehen oft kein Französisch, aber glücklicherweise befand sich immer irgendjemand in der Nähe, der unser Gesagtes auf die Lokalsprache übersetzten konnte. Mittlerweile können wir stolz behaupten, dass wir uns mit der Lokalsprache ganz gut zurechtfinden und Einkaufsgespräche problemlos führen können.

Bei uns im Waisenhaus wird Französisch gesprochen. Dadurch, dass der Unterricht in der Schule ausschließlich auf Französisch stattfindet, ist es sehr wichtig, dass auch wir mit den Waisenkindern außerhalb der Schule französisch reden.

Melina  Hildebrandt

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