Ein Jahr, nachdem ich meine Schulzeit am Oberstufengymnasium beendet hatte, meldete ich mich 2015 an einer Universität an. Die Zwischenzeit verbrachte ich damit, im Ausland zu reisen und dies durch verschiedene Arbeiten zu finanzieren. Meine Hoffnung, innerhalb dieses Jahres eine klare Vorstellung meiner Zukunft zu entwickeln, war nicht in Erfüllung gegangen und so hatte ich zu Beginn der Anmeldephasen an den Universitäten noch eine lange Liste unterschiedlichster potentieller Studiengänge vor mir.
Meinen Kopf wirklich anzustrengen, hatte ich nach den Monaten ohne Unterricht angefangen zu vermissen und so schrieb ich mich in Jena für den Studiengang B.Sc. Mathematik ein. Das Schulfach habe ich zwar gemocht, begeistern konnte ich mich für Kopfrechnen und auswendig gelernte Lösungsstrategien aber nicht. Ich hatte im Internet einige Erfahrungsberichte über das Mathematikstudium gelesen, welche insofern übereinstimmen, dass nach einem schwierigen Einstieg ein sehr kreatives Studium folge. Im ersten Studienjahr musste ich mir tatsächlich eine gewisse Frustrationstoleranz aufbauen. Mathematische Konzepte verstehen zu lernen und diese in einer Prüfung abrufen zu können, verlangte mir am Anfang viel Zeit und Energie ab. Nach einigen Semestern verschwanden die Sorgen, den Anschluss zu verlieren, die Gewohnheit ließ die Arbeitsbelastung weniger schwer wiegen und ich fand mich wirklich in einem sehr freien, kreativen Studiengang wieder, der sich einfach nach den eigenen Interessen ausrichten lässt. Die inhaltliche Vorbereitung durch die Schule spielte eine untergeordnete Rolle; alle Konzepte werden auf dem erarbeiteten logischen Fundament neu eingeführt.
Dass nicht alle Schwierigkeiten vom Studienanfang kamen, sondern auch vom Hineinfinden in einen neuen Lebensabschnitt allgemein, konnte ich nach meinem Umzug nach Münster spüren. Eine neue Wohnung, neue Freunde und einen neuen Platz im Stadtleben zu finden, braucht Kraft und Zeit. Was ich nach dem Abschluss meiner Masterstudien tun werde, steht noch offen. Dass ich mit der Mathematik das einzig richtige Studium für mich gewählt habe, glaube ich nicht; ich gehe davon aus, dass ich auch mit einem der anderen Studiengänge glücklich geworden wäre.